• 02.08.2022
      00:05 Uhr
      Rabiat: Aktienhype – muss ich einsteigen? Deutschland 2022 | Das Erste
       

      Aktien sind angeblich das Maß der Dinge in Sachen Vermögensbildung. Angeregt durch Inflation und Influencer, zieht es immer mehr junge Menschen an die Börse, um für das Alter vorzusorgen oder einfach Geld zu machen. Auch der Staat zieht mit, schon bald soll es eine Aktienrente geben. Ist das riskante Zockerei oder sinnvolle Altersvorsorge einer Generation, die auf die gesetzliche Rente nicht mehr vertrauen kann? In „Rabiat: Aktienhype – muss ich einsteigen?“ machen wir uns auf die Suche nach der passenden Anlage.

      Nacht von Montag auf Dienstag, 02.08.22
      00:05 - 00:50 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      VPS 00:00

      Aktien sind angeblich das Maß der Dinge in Sachen Vermögensbildung. Angeregt durch Inflation und Influencer, zieht es immer mehr junge Menschen an die Börse, um für das Alter vorzusorgen oder einfach Geld zu machen. Auch der Staat zieht mit, schon bald soll es eine Aktienrente geben. Ist das riskante Zockerei oder sinnvolle Altersvorsorge einer Generation, die auf die gesetzliche Rente nicht mehr vertrauen kann? In „Rabiat: Aktienhype – muss ich einsteigen?“ machen wir uns auf die Suche nach der passenden Anlage.

       

      Reporter Nico Schmolke trifft Unternehmer der New Economy wie Robin Kiera (Influencer TikTok) und Skeptiker wie Griechenlands ehemaligen Finanzminister Yanis Varoufakis.
      Im ersten Corona-Jahr 2020 sind 500.000 Menschen unter 30 Jahren neu an die Börse gegangen. In Deutschland besitzen nun also 1,5 Millionen junge Leute Aktien. Und es werden immer mehr. Die Jungen sind dabei nur die Speerspitze einer Gesellschaft, die sich zunehmend für Aktien interessiert.

      Während in Deutschland jeder zweite Mensch so gut wie gar kein Vermögen hat, teils sogar verschuldet ist, treibt es die andere Hälfte an die Börse. Mit Erfolg, denn die Aktienwerte steigen, viel mehr als die Löhne für tatsächliche Arbeit. Junge Menschen werden angeregt durch Börsen-Apps, die mit Hochglanz-Werbung in den sozialen Medien auf sich aufmerksam machen. Geld-Influencer und Money-Formate im Netz verpassen Aktien ein cooles Image.

      Der „Rabiat“-Film beginnt beim Autor: Zu Hause auf der Couch installiert er sich die Aktien-App eines Berliner Start-ups. Er beginnt mit einem langfristigen Sparplan für vermeintlich sichere Aktien-Fonds, ETFs, die einen breit gestreut am Wachstum des Weltmarktes teilhaben lassen. Im Laufe des Films verfolgt er die Entwicklung seines Depots und muss im Frühjahr 2022 lernen, mit roten Zahlen und Kursstürzen umzugehen.

      Hinter dem Hype stecken Leute wie Robin Kiera. Auf TikTok folgen dem Unternehmer und Speaker über 400.000 Menschen. Er gibt Tipps, wie man erfolgreich ist und sich ein Vermögen aufbaut. Den Reporter nimmt Kiera in die Mangel mit der Frage, warum er nicht schon viel mehr Geld in sein Aktien-Depot gesteckt hat.

      Auch wenn die einfach zu bedienenden Neo-Broker-Apps die Börse nach Hause auf die Couch geholt haben, pulsiert das Herz der deutschen Börse weiterhin in Frankfurt. Auf dem Parkett verstrickt sich Schmolke mit dem Aktienhändler Benedikt Vierkotten in Diskussionen um den Sinn und Unsinn, mit Geld Geld zu verdienen.

      Reporter Schmolke lässt sich dazu hinreißen, auch mal eine Einzelaktie zu kaufen. Am Tag der Eröffnung des Tesla-Werks bei Berlin setzt er auf Kursgewinne beim Elektro-Auto-Hersteller. Bei einem Besuch vor Ort stößt er auf den Gegensatz zwischen Tesla-Fans, die sich über den Unternehmenserfolg und steigende Aktienkurse freuen, und Sitzblockierern, die auf den Wassermangel in der Region hinweisen und von der Polizei weggetragen werden müssen. Es gibt eben doch kein Wachstum und Kursgewinn ohne Nebenwirkungen.

      Zum großen Rundumschlag gegen das System Börse holt der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis aus. In Athen sagt er zu Schmolke: „Wer dich mit langfristigen Prognosen über zwangsläufige Aktiengewinne zum Kauf anregt, sollte verhaftet werden.“ Er ruft ins Gedächtnis, wie hart der Crash war, der in Griechenland auf jahrelange Euphorie über freie Märkte und Börsengänge folgte. Varoufakis will nicht akzeptieren, dass man als Einzelner von der Gesellschaft nicht länger vor Altersarmut geschützt wird.

      Der Fall von Sabine Mulla lässt den Reporter zweifeln: Sie hat durch den Wirecard-Skandal mehr als 20.000 Euro verloren, die sie in die Aktien des Unternehmens gesteckt hatte. Klar, man soll seine Anlagen immer diversifizieren, nie nur auf ein Unternehmen setzen. Doch Wirecard war von Politik und Bankenaufsicht propagiert worden. Wie hätte ein Laie dann diesen gewaltigen Zusammenbruch erahnen können?

      Im Bundestag versucht Renten-Politiker Johannes Vogel von der FDP jedoch klar zu machen, dass es ohne Aktien bei der Altersvorsorge nicht länger geht. Noch dieses Jahr will er im Parlament den Einstieg in die Aktienrente durchsetzen. Schmolke konfrontiert ihn mit der Kritik: Was ist mit seiner Rente, wenn die Börse kollabiert? Und wäre das nicht neokolonial, wie Varoufakis ihm mit auf den Weg gegeben hat, wenn seine Rente durch Aktiengewinne dank schwerer Arbeit von Menschen im globalen Süden erwirtschaftet wird? Vogel hält dagegen und zeigt ihm auf, warum Aktien und das dahinterstehende Weltbild

      für viele junge Menschen gerade so dermaßen attraktiv sind.

      So wird dem „Rabiat“-Reporter am Ende klar, dass es aus individueller Sicht nichts Besseres als Aktien zu geben scheint, wenn man im Alter nicht verarmen will. Beruht seine Skepsis also nur auf alten Klischees und seiner fehlenden Erfahrung im Umgang mit Geld? Oder ist der Aktienhype tatsächlich hoch problematisch?

      „Rabiat: Aktienhype – muss ich einsteigen?“ ist eine Produktion der Sendefähig GmbH (Manuel Möglich, Dennis Winter und Christian Tipke) im Auftrag von Radio Bremen für Das Erste 2022.

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