• 01.12.2022
      11:20 Uhr
      Tiere, die mit ihren Reizen geizen Allem Anschein zum Trotz | arte
       

      In dieser Folge: Der Schweizer Gelehrte Johann Kaspar Lavater machte im 18. Jahrhundert die Physiognomik populär: eine Pseudowissenschaft, die aus dem Aussehen, insbesondere dem Gesicht, von Personen Schlüsse über ihren Charakter ziehen will. Lavater war jedoch ziemlich auf dem Holzweg, denn seine Theorien treffen weder beim Menschen noch in der Tierwelt zu. Man sehe sich nur die Saiga-Antilope, den Pyrenäen-Desman, die Hufeisennase, das Neunauge, die Geierschildkröte und den Waldrapp an. All diese Tiere haben eines gemeinsam: ihre hässliche Visage.

      Donnerstag, 01.12.22
      11:20 - 12:05 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      VPS 11:10

      In dieser Folge: Der Schweizer Gelehrte Johann Kaspar Lavater machte im 18. Jahrhundert die Physiognomik populär: eine Pseudowissenschaft, die aus dem Aussehen, insbesondere dem Gesicht, von Personen Schlüsse über ihren Charakter ziehen will. Lavater war jedoch ziemlich auf dem Holzweg, denn seine Theorien treffen weder beim Menschen noch in der Tierwelt zu. Man sehe sich nur die Saiga-Antilope, den Pyrenäen-Desman, die Hufeisennase, das Neunauge, die Geierschildkröte und den Waldrapp an. All diese Tiere haben eines gemeinsam: ihre hässliche Visage.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Jean-Baptiste Erreca

      Der Schweizer Gelehrte Johann Kaspar Lavater machte im 18. Jahrhundert die Physiognomik populär: eine Pseudowissenschaft, die aus dem Aussehen, insbesondere dem Gesicht, von Personen Schlüsse über ihren Charakter ziehen will. Lavater war jedoch ziemlich auf dem Holzweg, denn seine Theorien treffen weder beim Menschen noch in der Tierwelt zu.

      Man sehe sich nur die Saiga-Antilope, den Pyrenäen-Desman, die Hufeisennase, das Neunauge, die Geierschildkröte und den Waldrapp an. All diese Tiere haben eins gemeinsam: ihre hässliche Visage.
      „Meerneunaugen gehören in die Top Ten der Tiere mit bizarren Gesichtern. (…) Zudem haben sie ein scheibenförmiges Maul, das an einen Vampir erinnert. Was der kollektiven Fantasie eine weitere beunruhigende Dimension hinzufügt. (…) Diese Art existiert seit Hunderten Millionen Jahren. Sie hat Krisen und Massenaussterben erlebt und überlebt. Und doch schaffen wir es in nicht einmal 60 Jahren, in denen die moderne westliche Gesellschaft existiert, solche Arten auszurotten“, so der Forscher Thomas Trancart.

      Der Herpetologe Luke Pearson sagt: „Ich würde manche Geierschildkröten durchaus als Monstrum bezeichnen, denn sie sind riesig. Monstrum im Sinne eines beeindruckenden Tiers. Aber manche Leute verwenden den Begriff, um Angst zu schüren. Die Leute haben Angst vor der Schildkröte und verkennen sie - doch in diesem Sinne sind die Schildkröten eben keine Monster (…) Schauen Sie sich nur einmal ihre Augen an! Die Augen sind das Fenster zur Seele. Und sie haben ein perfektes Sternmuster im Auge, umgeben von Wimpern (…) Manche Teile der Geierschildkröte kann man durchaus als schön bezeichnen.“

      Johannes Fritz, Leiter eines Projekts zur Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa: „Der Waldrapp ist durchaus eine Erscheinung mit ungewöhnlichem Aussehen. Man könnte sagen, es ist eine hässliche Art. Ich würde eher sagen, eine charismatische Art. Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, mit diesem nackten Kopf, diesem metallisch scheinenden Gefieder, also durchaus auch attraktiv.“

      Das Aussehen dieser Tiere ist ungewöhnlich, erfüllt jedoch bestimmte Funktionen und hat sich im Zuge der Anpassung an die Umwelt entwickelt. Die Saiga-Antilope braucht ihre große Schnauze, um den Staub aus der Luft zu filtern und die Bronchien freizuhalten. Die lange Nase des Ameisenbären und der Rüssel des Pyrenäen-Desmans dienen den Tieren zur Nahrungsaufnahme. Und die Hufeisennase benutzt ihr besonderes Geruchsorgan, um Schallwellen zu empfangen und sich ein dreidimensionales Bild von ihrer Umgebung zu machen.

      Jedes noch so hässliche Gesicht hat einen Sinn und ermöglicht es den Tieren, sich im Laufe der Evolution an schwierige Umgebungen anzupassen und zu überleben.

      Die Dokumentation räumt mit Vorurteilen auf, thematisiert die Erhaltung bedrohter Arten und hinterfragt tief verwurzelte, emotionale Reaktionen, die mit der Wahrnehmung des Ästhetischen und Seltsamen in der Natur verbunden sind. Forschungsgruppen aus aller Welt untersuchen die faszinierende Biologie der vermeintlich unansehnlichen Tiere, um sie zu verstehen und Erkenntnisse für die Bionik oder für die Behandlung von Krankheiten abzuleiten, aber auch um diese kleinen und großen Stiefkinder der Natur besser zu schützen.

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