• 02.10.2022
      20:15 Uhr
      Die Nacht, als die D-Mark kam ARD alpha
       

      Die Nacht auf den 1. Juli 1990 ist ein Strudel der Emotionen - zwischen Jubel und Wehmut, Sehnsucht und Angst. Die Ostmark wird hinweggefegt und 1:1 in Westmark getauscht. Tausende stehen am Alexanderplatz Schlange und warten auf die ersehnte neue Währung. Ein Traum wird wahr - gleichzeitig ist es ein Abschied: Das materielle Ende der DDR.

      Sonntag, 02.10.22
      20:15 - 21:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Die Nacht auf den 1. Juli 1990 ist ein Strudel der Emotionen - zwischen Jubel und Wehmut, Sehnsucht und Angst. Die Ostmark wird hinweggefegt und 1:1 in Westmark getauscht. Tausende stehen am Alexanderplatz Schlange und warten auf die ersehnte neue Währung. Ein Traum wird wahr - gleichzeitig ist es ein Abschied: Das materielle Ende der DDR.

       

      „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr“, haben viele bei den Montagsdemonstrationen nach dem Mauerfall gefordert. Am 1. Juli 1990 kommt die D-Mark wirklich. Während die einen den Moment kaum erwarten können, die harte Währung endlich in der Hand zu halten, auf den Straßen Partys feiern, sich glücklich mit anderen verbrüdern, sind andere wehmütig. Die Nacht von Samstag auf Sonntag, die ersten Stunden des Juli 1990 sind das materielle Ende der DDR, der Start in die kapitalistische Wirtschaft. Herbeigesehnt und gefürchtet; bejubelt und betrauert.

      Die Monate vor und nach der Währungsumstellung - beginnend mit den ersten demokratischen Volkskammer-Wahlen im März bis zur Einheitsfeier am 3. Oktober - sind ein Freiraum, den es nie wieder gab. Ein Land zwischen zwei Gesellschaftssystemen, zwischen Nichtmehr und Nochnicht: Voller Hoffnung und trotzigem Gründermut, ersten Enttäuschungen und einem Hauch von Anarchie. Menschen im Ausnahmezustand. Henrik Schönholz arbeitet damals in der Sparkasse am Alexanderplatz. Als in anderen Filialen das Geld ausgeht, fährt er ganz ohne Polizeischutz in seinem Lada ein paar Millionen D-Mark durch die Stadt.

      Buchstäblich über Nacht verschwinden die alten DDR-Waren aus den Geschäften, Carla Kniestedt, damals Pressesprecherin im Centrum-Warenhaus am Alexanderplatz, räumt in der Nacht zum 1. Juli zusammen mit den Verkäuferinnen die Regale neu ein, während draußen Tausende feiern. In den Tagen zuvor hat sie die beispiellose Schnäppchenjagd auf verbilligte DDR-Waren erlebt. Als am Montag geöffnet wird, staunen die Ost-Berliner, dass sie nun ein „West-Kaufhaus“ betreten. „Everything is under Control“, verkündet Theo Waigel, Finanzminister der Bundesrepublik, vor den Kameras der internationalen Presse am 1. Juli in Berlin. Ein Satz, der damals um die Welt geht. Und er steht noch heute dazu - für ihn lief alles wie geplant.

      Es ist auch ein Sommer der ungeahnten Möglichkeiten: Thomas Brussig, damals Student, tauscht kurz vor der Währungsunion am Bahnhof Zoo D-Mark in DDR-Mark zum Kurs von eins zu vier. Mit der Währungsumstellung werden dann aus den 4.000 DDR-Mark 4000 D-Mark. Brussig leistet sich einen filmreifen Urlaub: im Mietauto durch die USA. „Unsere Momente“ erzählt von Augenblicken für die Ewigkeit: Von Tagen, die sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben, Ereignissen, die zu Geschichte wurden und uns bis heute prägen.

      Film von Dagmar Wittmers

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