"In diesem kleinen unscheinbaren Menschen dort, da schlägt das Herz unserer Zeit." Diese Einschätzung Bertolt Brechts stammt von dessen Zeitgenossen und Freund, des Theaterautoren Arnolt Bronnen, und beschreibt sehr eindrücklich die Anziehungskraft, die von dem deutschen Dramatiker ausgegangen sein muss.
"In diesem kleinen unscheinbaren Menschen dort, da schlägt das Herz unserer Zeit." Diese Einschätzung Bertolt Brechts stammt von dessen Zeitgenossen und Freund, des Theaterautoren Arnolt Bronnen, und beschreibt sehr eindrücklich die Anziehungskraft, die von dem deutschen Dramatiker ausgegangen sein muss.
Stab und Besetzung
Bertolt Brecht 1916-1933 | Tom Schilling |
Bertolt Brecht 1947-1956 | Burghart Klaußner |
Helene Weigel 1920-1933 | Lou Strenger |
Helene Weigel 1947-1966 | Adele Neuhauser |
Isot Kilian | Laura de Boer |
Regine Lutz | Maria Dragus |
Egon Monk | Franz Dinda |
Walter Brecht | Thimo Meitner |
Ernst Josef Aufricht | Anatole Taubman |
Kurt Weil | Oscar Olivo |
Käthe Reichel | Anna Herrmann |
Ernst Busch | Götz Schubert |
Elisabeth Hauptmann | Leonie Benesch |
Ruth Berlau | Trine Dyrholm |
Paula Banholzer | Mala Emde |
Marianne Zoff | Friederike Becht |
Arnolt Bronnen | Manuel Zschunke |
Regie | Heinrich Breloer |
Drehbuch | Heinrich Breloer |
Kamera | Gernot Roll |
Die Schweiz wollte Brecht, den staatenlosen Rückkehrer aus dem Exil, nicht behalten, Westdeutschland ihn anscheinend nicht haben. Da kam ein Angebot aus dem sowjetischen Sektor Berlins gerade recht. Die 'Mutter Courage' soll es sein, am 'Deutschen Theater'. Zwischen den Trümmern der zerbombten Reichshauptstadt, das passt. Brecht und Helene Weigel packen in Berlin-Weißensee endlich das Fluchtgepäck aus: die Stücke, die er aus dem Exil mitgebracht hat. Der Staat will ihm großzügig ein eigenes Ensemble finanzieren, da kann er endlich sein Theater der Zukunft im Spiel erproben. Helene Weigel soll die Intendantin werden, und sie wird diese Aufgabe großartig erfüllen. 'Sie war die Mutter von das Ganze! Ja, das war sie. Und alles Unangenehme hat sie gemacht, sie hat Brecht alles aus dem Weg geräumt.' So erinnert sich die Schauspielerin Regine Lutz.
Die SED-Kulturbürokratie betrachtet das Brecht-Projekt allerdings von Anfang an mit Misstrauen; nach 'sozialistischem Realismus' nach Moskauer Art sieht das nicht aus, was sich da auf der Bühne abspielt. Brecht klagt den deutschen Untertanengeist an, und der ist auch im Arbeiter- und Bauernstaat nicht ausgestorben. Das Theater ist gefährdet. Im Frühjahr 1953 droht Brecht jedoch, in der DDR 'abzubauen', wenn man ihm das Schiffbauerdammtheater nicht endlich gibt. Kurz darauf, am 17. Juni, demonstrieren die Bauarbeiter der Stalinallee. Zuerst geht es nur gegen die willkürlich erhöhten Arbeitsnormen und die schlechten Lebensbedingungen, zuletzt gegen die Regierung. Ein Aufstand. Brecht sieht mit Sorge die Kluft zwischen den Arbeitern und diesem Staat, der ihnen doch angeblich gehört. Der Aufstand hat ihm deutlich gezeigt: Da stimmt etwas nicht. Ist es wirklich nur das falsche Führungspersonal hier, das die Utopie in so weite Ferne rückt? Er schreibt sein Gedicht über die Regierung, die sich doch besser ein neues Volk wählen soll, weil es ihr Vertrauen verscherzt hat. Wie alle seine politisch brisanten Texte landet es in der Schublade. Helene Weigel ist inzwischen aus der Villa in Weißensee ausgezogen. Brecht hat sie bei den Proben zu 'Die Gewehre der Frau Carrar' als Schauspielerin in Frage gestellt, beschimpft und gedemütigt. Und über 'diese untragbaren Weibergeschichten da, mit diesen blöden Frauenzimmern' sagt sie im Interview mit dem Brecht-Forscher Werner Hecht: 'Das hat alles sehr, sehr weh getan.'
Schließlich hat Ulbricht ihm das Schiffbauerdammtheater gegeben, wenn auch nur, damit er mit seinem 'volksfremden' Theater darin untergeht. Auf einem Internationalen Theaterfestival in Paris gewinnt das 'Berliner Ensemble' einen ersten Preis. Das Publikum jubelt und die Kritik rühmt, wie zeitgemäß und effektiv dieses Brecht-Theater ist. Der im Ausland gewonnene Ruhm beginnt, auf die DDR abzufärben. Sein letztes Stück, die 'Galilei'-Aufführung, erlebt Brecht nicht mehr. Er stirbt am 14. August 1956 an Herzversagen.
Heinrich Breloer hat das Genre Doku-Drama maßgeblich geprägt. Seine großen Mehrteiler wie "Todesspiel", "Die Manns - Ein Jahrhundertroman", "Speer und er" und sein Kinofilm "Buddenbrooks" überzeugten sowohl die Kritik als auch das Publikum. Breloer erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Grimme-Preis und den Deutschen Fernsehpreis. 2002 erhielt seine Produktion "Die Manns" außerdem den Internationalen Emmy. Bereits Ende der 1970er Jahre hatte Breloer für eine Fernsehdokumentation Gespräche mit Zeitzeugen geführt, unter anderem auch mit Brechts erster Liebe Paula Banholzer. Für den aktuellen Film kamen zahlreiche Interviews mit Mitarbeitern und Wegbegleitern Brechts hinzu. Zusammen mit dokumentarischem Material aus den Archiven und intensiven Recherchen vervollständigen sie das Doku-Drama.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 24.09.2023