• 19.08.2022
      18:45 Uhr
      bergheimat Feridun Zaimoglu auf Sommerfrische in den Alpen | ARD alpha
       

      Für ihren Film begleitet Steffi Illinger Feridun Zaimoglu und seinen besten Kumpel Günther Senkel, der auch Co-Autor seiner Theaterstücke ist, in die alpine Sommerfrische, nach Hallein, nach Oberammergau, zum Kehlsteinhaus und zu anderen Lieblingsplätzen - in eine erfrischend andere "bergheimat" jenseits aller Stereotype.

      Freitag, 19.08.22
      18:45 - 19:30 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Für ihren Film begleitet Steffi Illinger Feridun Zaimoglu und seinen besten Kumpel Günther Senkel, der auch Co-Autor seiner Theaterstücke ist, in die alpine Sommerfrische, nach Hallein, nach Oberammergau, zum Kehlsteinhaus und zu anderen Lieblingsplätzen - in eine erfrischend andere "bergheimat" jenseits aller Stereotype.

       

      Ganz in schwarz, mit auffälligem Silberschmuck, stets eine Zigarette oder das Handy in der Hand - Feridun Zaimoglu ist nicht gerade der klassische Bergfex. Der deutsche Schriftsteller türkischer Herkunft wandert nicht, klettert nicht, fährt nicht Ski. Den Bergen nähert er sich am liebsten vom sicheren Auto aus, aus dem er dann nur kurz aussteigt, um die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Und doch verbindet den in München aufgewachsenen Zaimoglu eine ganz innige Beziehung mit den Alpen. Jedes Jahr im Sommer verbringt er einige Wochen in Hallein, im Salzburger Land, zu Füßen des sagenumwobenen Untersberg. Immer im "Brückenwirt". Immer im Zimmer 35, wo er auch in diesem Jahr ganze hundert Seiten seines neuesten Romans verfasst hat. Vormittags wird geschrieben, nachmittags wagt er sich hinaus. Zum Obersalzberg, auf die Großglockner Hochalpenstraße, in die Almbachklamm, auf den Kehlstein.

      Sein Erleben der Bergwelt ist befreit von allen Klischees. "Der Untersberg", sagt er, "ist das Gegenteil der Alpenidylle. Kein Postkartenkitsch. Das erste Mal, als ich in Hallein war, trat ich auf den Balkon, wandte mich nach links, und sah diesen großen breiten Felsen da stehen, im Nebel, Dunst und Dampf ausschwitzend. Ich mochte das. Es ist nicht einladend, es ist kein Berg, den man schön findet. Ich mag es, wenn die Elemente den Menschen abweisen." Dabei stört es ihn auch nicht, dass zum Bergpanorama vor seinem Balkon ein großes Zementwerk mit markantem Betonturm gehört.

      Zaimoglu braucht weder verklärende Alpinromantik noch hemdsärmelige Bergwanderer-Zünftigkeit, um das potentiell Bedrohliche, das Schroffe der Bergwelt auszuhalten. Im Gegenteil: "Dieses Gestein ist an unseren Blicken völlig uninteressiert, ob es uns gefällt, oder nicht, es ist einfach da. Dieser Gedanke gefällt mir".

      Die in den Bergen gesammelten Eindrücke finden häufig Eingang in sein Werk, das sich immer wieder an alpinen Schauplätzen entfaltet. Schon im Theaterstück "Alpsegen" spielt die alpenländische Mythenwelt eine zentrale Rolle. Geschrieben hat er es 2011. Und spätestens da war klar, dass Feridun Zaimoglu, bis dahin vor allem bekannt durch seinen Roman "Kanak Sprak", nicht nur der "Vorzeige-Kultur-Türke" (Zaimoglu über Zaimoglu) ist, sondern ein unabhängiger Geist mit einer ganz eigenen Sicht auf die Welt. Insofern war es nur folgerichtig, dass Christian Stückl ihn 2013 einlud, für die Oberammergauer Passionsspiele ein Stück über Moses zu schreiben - ausgerechnet ihn, den großstädtischen, türkischstämmigen Moslem und "Bürgerschreck" (Stückl über Zaimoglu) mit dem fremdartigen Aussehen und dem fremden Blick auf das kleine katholische Holzschnitzerdorf und seine altehrwürdige Festspiel-Tradition.

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