• 27.05.2022
      05:30 Uhr
      Mein Kopf. Mein Tuch SWR Fernsehen RP
       

      Die Doku begleitet fünf Frauen, die das Kopftuch freiwillig und selbstbestimmt tragen, in Deutschland leben und hier arbeiten. Sie alle eint die Überzeugung, dass sich Vorurteile abbauen lassen durch Dialog, Offenheit und Engagement. Fünf Frauen, fünf sehr unterschiedliche Lebenssituationen.

      Freitag, 27.05.22
      05:30 - 06:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      Die Doku begleitet fünf Frauen, die das Kopftuch freiwillig und selbstbestimmt tragen, in Deutschland leben und hier arbeiten. Sie alle eint die Überzeugung, dass sich Vorurteile abbauen lassen durch Dialog, Offenheit und Engagement. Fünf Frauen, fünf sehr unterschiedliche Lebenssituationen.

       

      "Was mich am meisten an der Kopftuch-Debatte stört ist, dass alle über das Kopftuch reden aber keiner mit den Frauen, die es tragen!" Selcan Basogul studiert in Bochum, arbeitet als Selbstverteidigungstrainerin und ist verlobt. Sie hat sich aus freien Stücken für das Kopftuch als Zeichen ihres Glaubens entschieden. Anders als ihre beiden Schwestern. Die eine trägt Turban, die andere gar keine Kopfbedeckung, aber alle drei sind gläubige Muslima mit türkischen Wurzeln.

      Der Film "Mein Kopf. Mein Tuch" begleitet fünf Frauen, die das Kopftuch freiwillig und selbstbestimmt angelegt haben, in Deutschland leben und hier arbeiten. Sie alle eint die Tatsache, dass es nicht immer leicht ist, wie sie sagen, mit "diesem Stück Stoff" unterwegs zu sein.

      Yasmin Ayhan ist Poetry Slammerin und Comedian aus Berlin. Sie ist 21 Jahre alt, geschieden und lebt mit einer Freundin zusammen. Alleine in einer Wohnung. Ihre Mitbewohnerin Tua El-Fawwal ist die erste Schauspielerin in Deutschland, die mit Kopftuch in diesem Beruf tätig ist. "Wenn Freundinnen zu uns kommen fragen sie immer: wie, ihr wohnt hier alleine, obwohl eure Eltern auch in Berlin leben?" Diese Unabhängigkeit ist immer noch die Ausnahme. "Aber je mehr wir nach außen gehen, desto mehr junge Frauen trauen sich das auch."

      Diese Meinung teilt auch Sara Naggar. Sie hat sich mit ihrem Modelabel LIA einen Traum erfüllt und vertreibt sogenannte 'modest fashion' - Kleidung für Frauen, die ihr Kopftuch mit legerer Mode kombinieren und gleichzeitig darauf achten, "dass die Reize verdeckt werden sollen." In Frankfurt hat sie einen eigenen Laden und einen online Vertrieb. Ihr Mann, ein Sizilianer, ist konvertierter Muslim und arbeitet für seine Frau. Sie sieht eine riesen Chance für die jungen Frauen ihrer Generation. "Noch trauen sich viele junge Muslima nicht, ihren eigenen Weg zu gehen, aber wir wollen Vorbild für sie sein." Aus diesem Grund sind alle ihre Models "echte Hijabis".

      Selbstständigkeit ist eine treibende Kraft, auch für Houadia Taraji. Sie führt als Frauenärztin eine eigene Praxis in Kaarst bei Düsseldorf. "Als Muslima mit Kopftuch musst du immer 110% geben. Immer wieder wurde ich damals im Krankenhaus für die Putzfrau gehalten, aber das hat sich total gebessert."

      Auch für Vildane Uludag aus Hamburg war die Selbstständigkeit das Resultat eines langen Weges. "Ich saß mit Baby zuhause und langweilte mich. Da fragte mich mein Vater, der Pathologe war, ob wir nicht ein Bestattungsunternehmen für Muslime gründen sollten. Viele wollen sich in die Heimat überführen lassen. So ging es los." Heute ist die Mittfünfzigerin die Chefin und kümmert sich bei einem Todesfall für die Hinterbliebenen um alle Formalitäten. "Meine Tochter trägt kein Kopftuch. Das finde ich schade, aber das muss jede Frau für sich selbst entscheiden. Man muss stark sein, wenn man es trägt. Und man legt es nicht einfach so wieder ab."

      Der Film taucht ein in das Leben der Frauen. Begleitet sie im Berufsleben, zeigt sie im Kreis ihrer Familie und mit Freunden. Beim Heiraten und beim Rappen, beim Fotoshooting und auf dem Friedhof. Bei politischen Diskussionen und in der Moschee. "Mein Kopf. Mein Tuch" gibt intime Einblicke in das Leben moderner Muslima in Deutschland. Sie alle sind überzeugt vom Kopftuch, wollen sich nicht ständig dafür rechtfertigen müssen und sind dennoch offen für alle, die ihren Glauben anders leben. Eine Überzeugung eint sie alle: das Kopftuch darf kein Zwang sein.

      Das Kopftuch polarisiert, wird stets hoch emotional diskutiert und löst heftige Kontroversen aus. Der Film ist ein Versuch, dem gesellschaftlich und politisch stark aufgeladenen Thema eigene Sichtweisen von kopftuchtragenden Frauen hinzuzufügen - ohne Kontroversen auszuschließen.

      Dokumentarfilm von Nicola Graef und Alena Jabarine

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