• 18.05.2022
      22:00 Uhr
      DokThema Sind unsere Dörfer noch zu retten? | BR Fernsehen
       

      Laut einer aktuellen Umfrage will jeder dritte Deutsche gerne auf einem Dorf leben, nur jeder siebte in einer Großstadt. Die Realität ist aber genau umgekehrt: Jeder dritte Deutsche lebt aktuell in einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern und nur jeder siebte auf einem Dorf mit weniger als 5.000 Einwohnern. Während die "Speckgürtel" um die Großstädte immer breiter werden, ist der ländliche Raum unverändert von Abwanderung betroffen.

      Mittwoch, 18.05.22
      22:00 - 22:45 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Laut einer aktuellen Umfrage will jeder dritte Deutsche gerne auf einem Dorf leben, nur jeder siebte in einer Großstadt. Die Realität ist aber genau umgekehrt: Jeder dritte Deutsche lebt aktuell in einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern und nur jeder siebte auf einem Dorf mit weniger als 5.000 Einwohnern. Während die "Speckgürtel" um die Großstädte immer breiter werden, ist der ländliche Raum unverändert von Abwanderung betroffen.

       

      Laut einer aktuellen Umfrage will jeder dritte Deutsche gerne auf einem Dorf leben, nur jeder siebte in einer Großstadt. Die Realität ist aber genau umgekehrt: Jeder dritte Deutsche lebt aktuell in einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern und nur jeder siebte auf einem Dorf mit weniger als 5.000 Einwohnern. Während die "Speckgürtel" um die Großstädte immer breiter werden, ist der ländliche Raum unverändert von Abwanderung betroffen.

      Die Politik ist der Entwicklung lange Zeit hinterhergerannt, sagt Felix Rösel vom ifo Institut Dresden. Sie habe aktiv die Spirale aus Abwanderung, schwacher Wirtschaftskraft und weiterer Abwanderung unterstützt und versucht, sie durch Verwaltungs- und Gemeindereformen schönzurechnen.

      So hat die Kleinstadt Wolgast an der Ostsee zum Beispiel zwischen 2010 und 2015 knapp 400 Einwohner dazubekommen, allerdings nicht durch Zuwanderung, sondern durch eine Gebietsreform. Mit unangenehmen Konsequenzen für die Einwohner: Sie leben nun in einem Landkreis, der 1,5-mal so groß ist wie das Saarland. Die Fahrt zum nächsten Amt und wieder zurück kann in Vorpommern-Greifswald jetzt schon einmal mehrere Stunden dauern. Die Folge laut Felix Rösel: Die Politik ist nicht mehr präsent. Die Einwohner werden entmündigt, haben keine Entscheidungsgewalt. Dort, wo Kreise oder Gemeinden fusionieren, sinkt das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, es sinkt die Wahlbeteiligung - und es profitieren Populisten.

      Können wir uns Dörfer in Zukunft überhaupt noch leisten? Nein, sagt Prof. Reint Gropp, Präsident des IWH, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Zumindest nicht alle. Er plädiert stattdessen dafür, Steuergelder nur dort zu investieren, wo es auch Menschen gibt, die davon profitieren. Und tatsächlich kann man rein ökonomisch die Rechnung aufmachen: Kosten vs. Nutzen. Steuereinnahmen pro Person vs. Kosten für Straßen oder Abwasser.

      "Wir dürfen auf gar keinen Fall Dörfer aufgeben!", sagt dagegen die Bundesregierung. Die Begründung leitet sich aus dem Grundgesetz ab: ein Anspruch auf "gleichwertige Lebensverhältnisse" in ganz Deutschland. Deshalb hat die Bundesregierung im Juli 2018 unter Vorsitz des Innenministeriums eine Kommission für eben diese gleichwertigen Lebensverhältnisse ins Leben gerufen. Das Leben auf dem Land soll noch mehr gefördert werden.

      Gegenwärtig zeichnet sich ein Wandel ab. Leben im ländlichen Raum wird mancherorts attraktiver: Zwar ziehen nach wie vor deutlich mehr junge Menschen unter 30 Jahren in die Großstädte. Aber die Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen zieht es verstärkt aufs Land.

      Basis der Dokumentation ist eine datenjournalistische Analyse, die Zusammenhänge und Widersprüche zeigt. Welche Themen sind auf der politischen Agenda, und wen betreffen sie? Wie haben sich Infrastruktur und Einkommen entwickelt?

      DokThema beschäftigt sich mit relevanten politischen Entscheidungen aus Wirtschaft, Umwelt, Gesundheit, Kultur oder Familie.

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