• 02.07.2022
      22:40 Uhr
      alpha-retro: Tortur de France (1960) Bericht über eine Radrundfahrt | ARD alpha
       

      Die Tour de France war bereits 1960 ein Massenspektakel mit geschätzten 15 Millionen Zuschauern. Dieter Ertel drehte damals für den SDR einen Film über sie und nannte ihn nicht ohne Grund „Tortur der Leiden“. Der Kameramann Willy Pankau bürgte dafür, dass dieser Bericht auch in filmischer Hinsicht ein Werk von großem und bleibendem Wert wurde. Ein Film u.a. über Leiden und Reklame, Helden und tragische Unfälle und über ein Frankreich, das man heute so ohne weiteres nicht mehr finden würde.

      Samstag, 02.07.22
      22:40 - 23:30 Uhr (50 Min.)
      50 Min.
      Stereo

      Die Tour de France war bereits 1960 ein Massenspektakel mit geschätzten 15 Millionen Zuschauern. Dieter Ertel drehte damals für den SDR einen Film über sie und nannte ihn nicht ohne Grund „Tortur der Leiden“. Der Kameramann Willy Pankau bürgte dafür, dass dieser Bericht auch in filmischer Hinsicht ein Werk von großem und bleibendem Wert wurde. Ein Film u.a. über Leiden und Reklame, Helden und tragische Unfälle und über ein Frankreich, das man heute so ohne weiteres nicht mehr finden würde.

       

      Der bekannte Fernsehmann Dieter Ertel drehte 1960 für den SDR einen Film über die Tour de France. Dieser Film lief in der Reihe „Zeichen der Zeit“, die ebenfalls von Ertel erfunden und redaktionell betreut wurde. Er beendet seine Anmoderation mit den Worten: „Und nun lassen Sie uns Ihnen ein Bild geben von einer der erregendsten Veranstaltungen in Europa!“ Und schon springt die Kamera nach Limoges, das bei der Tour 1960 eines der Etappenziele war. Die Stadt Limoges musste für diese Ehre 25000 Mark an die Veranstalter bezahlen. Die Zuschauer ziehen im Sonntagsstaat samt Kindern an die Straßen, die selbstverständlich extra für die Tour für den normalen Verkehr gesperrt wurden. Und bereits Stunden vor der Ankunft der Sportler beginnt auf diesen Straßen ein Höllenspektakel, denn die Karawane mit den Reklamefahrzeugen fährt der Tour jeden Tag voraus. Auch damals schon war die Tour vor allem ein riesengroßes Geschäft. Ertel lässt daher offen, ob man die teilnehmenden Radrennfahrer als Galeerensträflinge oder Giganten der Landstraße nennen soll. Die ausgezehrten Gesichter der Teilnehmer im Etappenziel zeigen jedoch vor allem vollkommen erschöpfte Männer, die viel älter aussehen als sie sind. Dieter Ertel meint dazu: „Denn wem springt schon nach 244 Kilometern Radfahrt die Lebenslust aus den Augen?“

      Und lustig ist das Ganze tatsächlich nicht, der große Tourfavorit Roger Rivière stürzt bei einer rasenden Abfahrt in den Cevennen einen Abhang hinunter. Was man damals noch nicht wusste: Dieser Unfall zwang ihn für den Rest seines Lebens in den Rollstuhl. „Kleinere“ Blessuren hingegen wie z. B. stark blutende Kopfplatzwunden halten die Fahrer keineswegs davon ab, durchzuhalten und sich erst am Etappenziel verarzten zu lassen. Ein Foto in der Tagespresse am nächsten Tag „entschädigt“ sie dafür. Die Tour absolvierte damals in 21 Tagen – es gab nur einen einzigen Ruhetag – über 4200 Kilometer, wobei 22 Pässe zu überwinden waren. Ging das damals noch ohne Doping? Dazu befragt meint der extra bestallte Tourarzt, dass im Kampf gegen das Doping bereits massive Fortschritte erzielt worden wären. Aber immer noch würden Menschen ohne medizinische Ausbildung den Fahrern irgendwelche Substanzen verabreichen. In späteren Jahren machten das dann in der Tat approbierte Ärzte, was die Sache aber nicht besser machte. Aber davon sollte man sich beim Betrachten dieses Films nicht zu sehr ablenken lassen: Der Mann an der Kamera war immerhin Willy Pankau, eine Koryphäe unter den deutschen Kameramännern. Freuen Sie sich also auf markante Männergesichter, im Stil der damaligen Mode gekleidete Frauen, auf Autos und Motorräder, die heute als Klassiker gelten, auf herrliche Landschaften und ein spannendes Radrennen. Und falls Sie noch nicht wissen, was ein Wasserträger oder ein Besenwagen ist, hier erfahren Sie es.

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      Samstag, 02.07.22
      22:40 - 23:30 Uhr (50 Min.)
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      Stereo

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